Ergonomisches Klima – Die richtige Temperatur am Arbeitsplatz

Die richtige Ausstattung eines Arbeitsplatzes und das optimale Licht sind wichtige ergonomische Aspekte im Arbeitsalltag. Was im Bereich Ergonomie am Arbeitsplatz auch nicht fehlen darf, ist die richtige Raumtemperatur im Büro. Bestimmt kennt es jeder: Es zieht furchtbar kalt um die Beine oder im Sommer schwitzt man ohne Ende. Doch wie sieht die ideale Temperatur am Arbeitsplatz wirklich aus? Was tust du, wenn dir trotzdem immer zu heiß oder zu kalt ist? Und gibt es eigentlich Gesetze über die Maximal- und Mindesttemperaturen am Arbeitsplatz? Das und mehr findest du im diesem Blogartikel.

    Welche Temperatur ist die richtige – Gesetze zur Temperatur am Arbeitsplatz

    In diesem Artikel berichten wir über die gesetzliche Lage zum Thema Ergonomie und Raumklima. Wir sehen uns die Vorgaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur richtigen Temperatur am Arbeitsplatz an. Insbesondere beziehen wir uns dabei natürlich auf Büroarbeitsplätze. Am Ende dieses Posts findet ihr weitere Ressourcen über die Gesetzeslage, unter welchen auch Richtlinien zu anderen Arbeitsumgebungen zu finden sind.

    Deutschland

    Grundlage zu den Regelungen über die richtige Temperatur am Arbeitsplatz ist hier die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) sowie die Technische Regel A3.5. (Link auf PDF)

    Das Gesetz in Deutschland sieht vor, dass die Arbeitsräumlichkeiten während der Arbeitszeit ein gesundheitlich zuträgliches Klima aufweisen müssen. 

    Das ist nicht sonderlich konkret, wird aber durch die Technische Regel weiter konkretisiert. Die stattfindenden Arbeitsverfahren und die körperliche Tätigkeit der Mitarbeiter muss auf jeden Fall einkalkuliert werden, da auch durch diese Faktoren Wärme erzeugt wird. Die Arbeitsstättenverordnung besagt außerdem, dass – um Wärme zu vermeiden – Glaskuppeln oder große Fenster mit hoher Sonneneinstrahlung bei einem starken Hitzerisiko bedeckt, bzw. abgeschirmt werden müssen. Auch so wird eine zu starke Überhitzung der Büroräume vermieden.

    Die richtige Temperatur am Arbeitsplatz

    Weil die ArbStättV hier jedoch nicht spezifisch greift, wird sie üblicherweise durch die Technische Regel A3.5 weiter und konkreter ausgelegt. Diese gibt genauere Hinweise auf nicht zu überschreitende Temperaturen in Zusammenhang mit der körperlichen Tätigkeit, die bei der Arbeit ausgeübt wird. Wer also den Arbeitgeber wegen zu hoher Temperaturen im Büro oder an anderen Arbeitsplätzen zur Rate ziehen will, kann sich auf die Technische Regel berufen.

    In dieser Regel wird deutlich, dass die Temperatur-Regelungen der Arbeitsstättenverordnung an der Schwere der Arbeit gemessen und dann individuell angepasst werden müssen. Das heißt also: Je schwerer die Arbeitstätigkeit, desto niedriger die Mindesttemperatur. Bei leichter körperlicher Tätigkeit wie in einem Büro liegt diese Temperatur dann bei etwa +19°C bis +20°C. Auch eine Art Höchsttemperatur wird von der technischen Regel festgesetzt: Werden +26°C überschritten, können Arbeitgebende dazu angehalten werden, hitzemindernde Maßnahmen zu unternehmen, wie beispielsweise Sonnenvordächer oder Sonnenschutzverglasungen an Fenstern. Ab +35°C Raumtemperatur darf der Raum überhaupt nicht mehr als Arbeitsstätte genutzt werden, bis die Temperatur wieder reduziert ist.

    Österreich

    Regeln und Gesetze zur Temperatur am Arbeitsplatz basieren in Österreich auf dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) und der Arbeitsstättenverordnung (AStV). Das Gesetz ist in Österreich insofern konkreter als in Deutschland, als die Arbeitsstättenverordnung tatsächliche Temperaturen festlegt. So sollen in standardmäßigen Büros die Temperaturen zwischen +19°C und +25°C liegen.

    In Arbeitsräumen müssen raumklimatische Verhältnisse herrschen, die dem menschlichen Organismus angemessen sind.

    Die österreichische Arbeiterkammer geht stark darauf ein, dass starke Hitze oder auch Kälte die Konzentrationsfähigkeit und Produktivität mindern. Gerade deshalb soll es im Interesse der Arbeitgebenden liegen, für ein optimales Klima ihrer Büros zu sorgen. Klimaanlagen sind nicht verpflichtend, jedoch muss bei Nichtvorhandensein von Lüftungsanlagen manuell gelüftet werden, wobei es hier strenge Regeln zur Intensität von Zugluft gibt (Angaben in m/s Geschwindigkeit des Luftstroms).

    Schweiz

    Gesetzesgrundlage für die Temperatur am Arbeitsplatz in der Schweiz bietet die Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz. Die Bestimmungen zum Raumklima sind im Abschnitt 2 von Artikel 16 bis Artikel 21 zu finden. 

    Raumtemperatur, Luftgeschwindigkeit und relative Luftfeuchtigkeit sind so zu bemessen und aufeinander abzustimmen, dass ein der Gesundheit nicht abträgliches und der Art der Arbeit angemessenes Raumklima gewährleistet ist.

    Die Schweizer Wegleitung zum Arbeitsgesetz ist bis ins Detail ausgearbeitet. Die Angaben sind also noch um einiges konkreter als im österreichischen Gesetz. So wird beispielsweise nicht nur die genaue prozentuale Zusammensetzung der Luft im Büro bestimmt, sondern auch Faktoren wie Luftfeuchtigkeit je nach Temperatur, sowie Schadstoffbelastung in der Luft. Da wir in diesem Artikel jedoch weiter auf die Temperatur allein eingehen wollen, um den Rahmen nicht zu sprengen, legen wir in Folge die Mindesttemperaturen am Büro-Arbeitsplatz in der Schweiz dar. 

    An einem Arbeitsplatz, an dem wenig bis leichte körperliche Tätigkeit ausgeführt wird, hat die Temperatur zwischen +20°C und +23°C zu liegen. Je schwerer die Tätigkeit wird, desto niedriger die Mindesttemperatur. Auch die Bodentemperatur muss jederzeit bei mindestens +19°C liegen, soll +25°C jedoch nicht übersteigen.

    Übernimmt der Arbeitgeber die Kosten für einen Ventilator?

    Besonders Hitze im Büro ist ein immer wiederkehrendes Problem. Jetzt, wo du die Regelungen zur Temperatur am Arbeitsplatz kennst und dich auf die richtigen Gesetzestexte berufen kannst, ist es auch möglich, deinen Arbeitgeber oder deine Arbeitgeberin auf ein Hitzeproblem hinzuweisen. Sollte die Temperatur in deinem Büro ständig die gesetzliche Grenze übersteigen, muss die Unternehmensleitung auch für die Kosten eines Ventilators oder sogar einer Klimaanlage aufkommen. Für direkte Unterstützung bei diesem Vorhaben und für die richtigen Formulare meldest du dich am besten bei den folgenden Anlaufstellen:

    Ergonomie und Raumklima

    Was du auf unserer Seite sicherlich schon oft gelesen hast oder finden wirst, ist die Definition des Begriffes Ergonomie. Ergonomie bedeutet, dem Menschen beim Arbeiten zu einer bestmöglichen und gesundheitsfördernden Umgebung zu verhelfen, sodass seine Gesundheit und sein Körper bestmöglich geschützt sind. Auch die richtige Temperatur am Arbeitsplatz spielt hier eine wesentliche Rolle, da sie einen immensen Einfluss auf unser Wohlbefinden und damit unsere Produktivität und Motivation nimmt.

    Welche Auswirkungen hat die Temperatur auf unseren Körper und unsere Gesundheit?

    Unsere Körper sind Meister in der Regulierung ihrer Temperatur. Verschiedene Zellen und Organe im Körper brauchen oft genaueste Temperaturen, um richtig zu funktionieren. Allein wenn man an Fieber denkt, weiß man, dass wenige Grade Schwankung in der Körpertemperatur schwerwiegende Folgen für unser Wohlbefinden haben. Ein Temperaturunterschied von plus oder minus 3° Celsius (ausgehend von der durchschnittlichen Körpertemperatur von etwa 37° Celsius) kann bereits lebensbedrohlich für uns sein! Auch wenn wir unter 27 ° Celsius geraten, sind wir bereits bedroht, an Unterkühlung zu sterben. Man erkennt also schnell: Die richtige Temperatur kann das Um und Auf sein.

    Thermometer zeigt 40 Grad Celsius

    Klimaanlagen – Fluch oder Segen?

    (Quelle: https://www.gesundheit.de/medizin/gesundheit-und-umwelt/luftverschmutzung-und-gesundheit/klimaanlagen-im-sommer )

    An einem richtig heißen Sommertag im angenehm klimatisierten Büro zu sitzen ist ein Privileg, das nicht jeder hat. Jedoch muss man auch aufpassen: Übertreibt man es mit der kühlen Luft, können in der Folge Krankheiten wie Erkältungen oder Kopfschmerzen auftreten. Gereizte Haut und Konzentrationsstörungen können ebenfalls durch die Klimaanlage auftreten.

    Um diese Beschwerden zu umgehen, sollte man darauf achten, dass der Unterschied zwischen der Temperatur am Arbeitsplatz und der Temperatur im Freien nicht mehr als 6°C beträgt, somit werden abrupte Temperaturschwankungen vermieden. Außerdem sollte man darauf achten, dass eine Klimaanlage regelmäßig gewartet und gereinigt wird. Tut man das nicht, werden Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze, welche sich in den Filtern und Rohren sammeln und vermehren, mit dem Luftstrom in unseren menschlichen Organismus geschleudert.

    Auch wenn Temperatur am Ende des Tages auch “Geschmackssache” ist, so gibt es doch einige Aspekte, die bei der richtigen Raumtemperatur am Arbeitsplatz dringend zu beachten sind, um seine eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Wem ständig kalt ist, der wird früher oder später krank. Temperatur am Arbeitsplatz kann also ergonomisch sein und sollte im Sinne der besten menschlichen Gesundheit angepasst werden.

    Lüften ist das A&O

    Frische Luft ist die beste Luft. Einmal pro Stunde Stoßlüften ist eine gute Faustregel für regelmäßig frische Luft. Am besten man öffnet mehrmals am Tag die Fenster für 3-4 Minuten, wodurch die Luft gründlich ausgetauscht wird aber die Wände nicht zu sehr auskühlen. Dies ist nur dann nicht anzuwenden, wenn es draußen extrem heiß ist oder die Luft von außen sehr feinstaub- oder schadstoffbelastet ist (beispielsweise bei Firmen in einem Industriegebiet). Hier empfiehlt sich der Einsatz von Luftreinigern oder Schadstofffiltern, um ernsteren Schwierigkeiten vorzubeugen.

    Morgens, am Beginn des Arbeitstages, sollte die Temperatur grundsätzlich etwas wärmer eingestellt sein und sich im Laufe des Tages abkühlen, um gegen Nachmittag oder Abend hin den Körper nicht zu stark zu ermüden. Je nachdem, welche Art der Wärmeregulierung in deinem Büro verfügbar ist (Heizkörper, Bodenheizung, etc.) und damit zusammenhängend auch, wie schnell sich die Temperatur am Arbeitsplatz ändern lässt, kann man sich grundsätzlich nach diesem ungefähren Schema richten. Auf deinen Körper solltest du trotzdem hören: Ist dir zu kalt oder zu heiß, verschaffe dir Abhilfe.

    Was mache ich, wenn mir dennoch zu heiß oder zu kalt ist?

    Kommuniziere deine Wünsche

    Grundsätzlich gilt: Kommunikation sollte das erste Mittel zur Besserung sein. Versuche, mit deinen Kolleginnen und Kolleginnen zu sprechen. Vielleicht könnt ihr euch darauf einigen, ein paarmal mehr oder weniger pro Tag zu lüften. Versuche fair zu bleiben: Wenn alle anderen schon in T-Shirts schwitzen, wäre es vermutlich fair von dir zu erwarten, dass du stattdessen noch ein paar Shirts und Pullover mehr anziehst. In den meisten Fällen führt ein solches Gespräch schon zur Besserung der Temperatur-Situation.

    Zwiebeltechnik

    Wenn dir grundsätzlich abwechselnd mal warm mal kalt ist, und das noch dazu am selben Tag, bietet sich hier die Zwiebeltechnik an: Kleide dich jeden Tag in mehrere, dafür dünne Schichten. So kannst du den Wärmegrad über die Kleidung stets anpassen. Das gilt auch für Socken, denn kalte Füße zu haben ist besonders unangenehm. Dicke Plüschsocken können im kalten Büro ein echtes Highlight sein. Sollte es die Art deiner Arbeit erlauben, probiere einmal aus, gemütlich in dicken Socken zu arbeiten!

    Heizplatten und Heizkissen

    Egal aus welchem Grund: Wenn es draußen sehr kalt wird und das Unternehmen noch dazu an Heizkosten sparen will, oder es regelmäßig wegen offener Türen zieht: Man fängt schnell einmal an zu frieren. Selbst wenn du einfach nur ein sehr großer Warm-Liebhaber bist, wird dir bei zu geringer Temperatur am Arbeitsplatz irgendwann sicherlich kalt werden. Eine Lösung für dieses Dilemma sind Heizplatten und Heizkissen. Üblicherweise stellen sie für die meisten Arbeitgeber keine Probleme dar und werden gerne von Angestellten in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes angebracht.

    Das Tolle: Sie können nach Belieben an- und abgeschaltet, sowie in ihrer Wärmeintensität reguliert werden. Egal ob eine Platte an der Wand hinter dir oder Wärmekissen am Stuhl oder unter den Füßen: So schnell wird dir nicht mehr kalt sein!

    Tischventilatoren

    In besonders heißen Sommertagen bieten sich Tischventilatoren als schnelle und effektive Abhilfe gegen den Schweißausbruch an. Richtig platziert beeinträchtigen sie auch deine Mitarbeitenden keineswegs. Bevor du einen Tischventilator fürs Büro kaufst, solltest du jedoch sicherstellen, dass das auch erlaubt ist. Achte darauf, den Ventilator vorher auszuprobieren (lieber im Laden besorgen als im Online-Shop), um herauszufinden, ob der Luftstrom für dich angenehm ist und die Lautstärke bei Betrieb sich in Grenzen hält.

    Immerhin sollte er deine Kolleginnen und Kollegen beim Arbeiten nicht stören. Wenn der heiße Sommer dann zu Ende geht, kannst du den Tischventilator ohne große Probleme wieder zuhause bis zum nächsten Jahr lagern.

    Arbeitsplatz wechseln

    Damit meinen wir nicht, dass du ganz radikal den Job wechseln solltest, sondern natürlich nur deinen wortwörtlichen Platz zum Arbeiten. Sollte keine der anderen erwähnten Lösungen helfen und du dich fast jeden Tag am Rande eines temperaturbedingten Nervenzusammenbruchs befinden, frage deine Vorsitzenden nach einem Einzelbüro oder einem anderweitig abgesonderten Arbeitsbereich, an dem du für dich selbst bestimmen kannst, wie heiß oder kalt es sein soll. Auch das Home-Office wäre hier eine optimale Lösung.

    Frau arbeitet im Büro

    In Zukunft soll stete und individuelle Temperaturanpassung im Büro im Rahmen einer ganzheitlichen Lösung smarter Büros eingesetzt werden. Teilweise gibt es solche futuristischen Technologien bereits; sie sind aber noch weit davon entfernt, gang und gäbe zu sein. Über Zukunftstechnologien und den hyperanpassbaren Arbeitsplatz gibt es bereits einen andern Blog-Post von uns. Um keinen dieser Posts zu verpassen, abonniere hier unseren Newsletter.

    Zu guter Letzt muss gesagt sein, dass Temperatur am Arbeitsplatz am Ende des Tages auch stark subjektiv ist. Jede und jeder von uns empfindet verschiedene Wärmegrade als angenehm zum Arbeiten. Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst!

     

    Ressourcen und weitere Lektüre: